"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 15.9..2006


Grundwasser ist belastet
Altlasten im Boden bei IWK-Hallen in Lohfelden - Reuter: Trinkwasser sauber

Von Holger Schindler

 


Lohfelden. Viele Lohfeldener fürchteten schon lange, dass der Boden und das Wasser durch das frühere Presswerk der Richter- und später IWK-Hallen verunreinigt sein könnte. Nun hat es sich bestätigt: Die Erde unter den alten Produktionshallen ist tatsächlich belastet. Der Boden ist mit verschiedenen Industrieölen verschmutzt, das Grundwasser mit chlorierten Kohlenwasserstoffen.

Das haben umfangreiche Bohrungen und Untersuchungen des Fuldataler Consulting-Büros Haress und Pickel ergeben, das auf Anordnung des Regierungspräsidiums (RP) Kassel im Auftrag des Grundstückseigners, der Harald Quandt KG in Bad Homburg, seit Wochen vor Ort aktiv war.

Das Ergebnis im Einzelnen: An verschiedenen Stellen unterhalb der früheren Produktionshallen ist der Boden mit Motoren-, Schmier- und Schneidölen verunreinigt. Die Belastung reiche bis maximal 2,50 Meter in die Tiefe, teilte die Quandt KG in einer Pressemitteilung mit.

Darüber hinaus wurde eine Belastung des Grundwassers festgestellt. Am östlichen Rand des Betriebsgeländes seien chlorierte Kohlenwasserstoffe gefunden worden, "die sich mit dem Grundwasserstrom in einer schmalen Schadstofffahne nach Osten ausgebreitet" haben, heißt es weiter.

"Es ist ein beherrschbares Problem", sagte Bürgermeister Michael Reuter in einer ersten Stellungnahme gegenüber der HNA. Das Grundwasser sei zwar betroffen, nicht aber das Trinkwasser in der Gemeinde. "Die Bürger werden nicht belastet", versichert das Gemeindeoberhaupt. Das Trinkwasser für Lohfelden komme aus Tiefbrunnen und Quellen, die weit weg und oberhalb des betroffenen Bereichs in der Söhre liegen.

Auch das Oberflächenwasser sei nicht betroffen, sagt Reuter, der Bürgersee sei völlig sauber und unbedenklich. Die Gemeinde habe das eigens untersuchen lassen, um ihre Bürger und vor allem die Kinder zu schützen.

Um die genaue Ausbreitung der Belastung im Grundwasser abzuklären, wird demnächst noch eine Bohrung an der Regenbogenschule niedergebracht. Ende November sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein.

Sanierungsplan

Dann werde ein Sanierungsplan aufgestellt, den das RP als Obere Umweltbehörde genehmigen muss, sagte RP-Sprecher Michael Conrad. Er schätzt die Beseitigung der Altlasten als "mittleres Sanierungsverfahren" ein.

Stichwort "Chlorierte Kohlenwasserstoffe"

 
Als chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) wird eine Gruppe organisch-chemischer Verbindungen bezeichnet, in der gefährliche Umweltschadstoffe vertreten sind. Der Anwendungsbereich von CKW reicht von Pflanzenschutz-, Holzschutz-, Reinigungs- und Lösungsmitteln bis zu Weichmachern in Farben und Kunststoffen.
Die gefährlichsten CKW dürfen weder hergestellt noch verwendet noch in Verkehr gebracht werden. (hog)

Hintergrund
Sanierung kann Jahre dauern

 

Für die Sanierung der Altlasten an den IWK-Hallen muss nach Auskunft von Bürgermeister Michael Reuter die Quandt KG als Rechtsnachfolger der früheren Firmen sorgen. Die Bodenverunreinigung durch die Industrieöle wird als das geringere Problem angesehen. Auf Grund der Oberflächenversiegelung durch die Bebauung stelle sie "keine Gefährdung" dar, heißt es in der Quandt-Mitteilung. Nur bei einem Abriss der Gebäude müsse der verseuchte Boden entfernt werden.

Das belastete Grundwasser muss in einem aufwändigen Verfahren gereinigt werden. Dazu soll Wasser ins Erdreich gepumpt werden, das belastete Wasser wird auf diese Weise hochgespült. Es läuft durch eine Reinigungsanlage, wo die chlorierten Kohlenwasserstoffe in Kohlefiltern gebunden werden. Die gebundenen Schadstoffe werden dann entsorgt.

Diese Grundwassersanierung durch fest installierte Anlagen könne viele Jahre dauern, heißt es aus der Gemeinde. (hog)

Kommentar
Glück im Unglück
von Holger Schindler

 

Es war zu erwarten, dass am Standort einer Maschinenfabrik, in der über Generationen riesige Anlagen gefertigt und betrieben wurden, Altlasten zu finden sein würden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war man froh über die vielen Arbeitsplätze, die in Lohfelden entstanden: den Schutz der Umwelt und der Ressourcen hatte man damals weniger im Blick.

Nun herrscht also Klarheit. Die Lohfeldener haben noch einmal Glück gehabt. Denn mit den im Boden gefunden Stoffen ist nicht zu spaßen. Chlorierte Kohlenwasserstoffe sind Umweltgifte, die andernorts schon viel Leid verursacht haben.

Doch das Problem in Lohfelden ist beherrschbar, das sagen einvernehmlich die beteiligten Stellen. Derzeit gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln.

Die Verseuchung des Bodens scheint begrenzt. Und, was noch wichtiger ist: Das Trinkwasser ist nicht betroffen. Damit das so bleibt, muss die Reinigung des Grundwassers jetzt schnellstens angegangen werden.

Die Voraussetzungen dafür sind gut. Denn mit der Quandt KG als Eigentümer trägt die Verantwortung - und damit die Kosten - eine solvente Firmengruppe, die die aufwändige und langwierige Sanierung über viele Jahar problemlos schultern kann.