"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 17.10.2007


Das Abwasser wird teurer
Entwässerungsbetrieb plant Gebührenerhöhung - künftig 2,46 Euro pro Kubikmeter

Von Peter Ketteritzsch

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Die Kasseler Bürger müssen sich auf höhere Abwassergebühren einstellen. Die Zustimmung des Stadtparlaments vorausgesetzt, werden die Kosten für die Beseitigung eines Kubikmeters Schmutzwassers ab 1. Januar 2008 voraussichtlich um über acht Prozent steigen.

Statt wie bisher 2,27 Euro werden dann 2,46 Euro fällig. Ein Vier-Personen-Haushalt mit durchschnittlichem Verbrauch muss nach Angaben von Jürgen Freymuth, Leiter des Kasseler Entwässerungsbetriebs (KEB), mit Mehrkosten von rund 30 Euro pro Jahr rechnen. Für einen Single-Haushalt fallen laut KEB Mehrkosten von rund acht Euro pro Jahr an. Gleichzeitig sollen auch die Gebühren für die Regenwasserbeseitigung steigen, und zwar um vier auf 78 Cent pro Quadratmeter. Für die Gebührenerhöhung nennt Freymuth gleich mehrere Gründe. So werde in Kassel seit Jahren immer weniger Wasser verbraucht. Lag der Frischwasserverbrauch 1992 noch bei über 13 Millionen Kubikmeter pro Jahr, wurden 2006 nur noch knapp zehn Millionen Kubikmeter abgerechnet. Entsprechend geringer fielen die Einnahmen bei der Abwasserbeseitigung aus. Notwendig wird die Gebührenerhöhung - die erste seit 1999 - nach den Berechnungen des Betriebsleiters zudem durch den allgemeinen Preisanstieg, der die Kostenseite des KEB belaste. So sei der Ölpreis seit der letzten Gebührenerhöhung um 226 Prozent gestiegen, für Strom müsse der städtische Eigenbetrieb 52 Prozent mehr bezahlen als vor acht Jahren.

In den vergangenen Jahren habe der KEB die Kosten erheblich gesenkt, doch nun seien die Potenziale ausgereizt, erklärte Freymuth.

"Die Kanäle sind da. Wenn wir jetzt noch sparen würden, ginge das an die Substanz." Der Betriebsleiter räumte ein, dass es den Verbrauchern widersinnig erscheine, wenn sie einerseits Wasser sparten und andererseits mehr für dessen Beseitigung zahlen müssten. Passiert der neue Gebührensatz das Parlament, das garantiert der KEB-Chef, wird es drei Jahre keine weitere Erhöhung geben.

 


Hintergrund
Kanäle sind 830 Kilometer lang

Der Kasseler Entwässerungsbetrieb (KEB) ist ein Eigenbetrieb der Stadt Kassel. Er betreibt, unterhält und erneuert das öffentliche Abwassernetz und das Klärwerk an der Fulda. Das Kanalnetz ist rund 830 Kilometer lang und in weiten Teilen über 140 Jahr alt. Seit seiner Gründung 1996 verbaute der KEB pro Jahr im Schnitt 18,7 Millionen Euro, rund 1,4 Millionen Euro flossen alljährlich für die Instandhaltung der Kanäle. Für sein Stammkapital von 13 Millionen Euro muss der KEB pro Jahr Zinsen an die Stadt Kassel zahlen - rund 780 000 Euro. Der Eigenbetrieb, einer der größten regionalen Auftraggeber im Baubereich, ist auch außerhalb Kassels aktiv. Er betreib die Anlagen des Abwasserverbandes Losse-Nieste-Söhre. (ket)

 

 


Kommentar
von Peter Ketteritzsch

Völlig ausgeliefert

 

Wie bei der Erhöhung der Benzinpreise ist es auch beim Anstieg der Abwassergebühren nicht so sehr die Summe, die die Menschen auf die Palme bringt. Es ist das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Dort den scheinbar allmächtigen Öl-Multis, hier den Kommunalpolitikern. Die Begründungen für Erhöhungen hören sich stets schlüssig an, überprüfen indes kann sie kaum jemand. Während man allerdings beim Benzin den Verbrauch steuern kann, zahlt sich Wassersparen überhaupt nicht aus. Im Gegenteil: Je weniger Frischwasser durch die Leitungen fließt, desto teurer wird im Verhältnis das Abwasser.

Und das Problem wird sich verschärfen. Die Menschen werden weiterhin Wasser sparen, die Einwohnerzahl und mit ihr der Verbrauch werden sinken, doch das Kanalnetz bleibt und will erhalten werden. Bei allem Ärger sollte man jedoch nicht vergessen, dass wir ein funktionierendes Kanalnetz haben. Wie viel das wert ist, zeigt sich erst dann, wenn es einmal nicht funktioniert.