"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 21.2.2008


Uran in Kassels Wasser

Institut ermittelt in Studie relativ hohen Wert des Schwermetalls im Trinkwasser

Von Claas Michaelis

 

Empfehlung des AK Wasser im BBU

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Das Trinkwasser in Kassel ist stärker mit Uran belastet als in anderen deutschen Städten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Pflanzenbau und Bodenkunde in Braunschweig. Bei Proben sind in Kassel Werte von 4,15 und 3,75 Mikrogramm pro Liter ermittelt worden.

Markant sind die Ergebnisse auch, weil in Lohfelden nur 0,36 Mikrogramm je Liter festgestellt worden sind. Den deutschen Höchstwert hat Kulmbach in Bayern mit 8,54 Mikrogramm Uran je Liter Trinkwasser. Kassel liegt mit seinen hohen Werten auf den Plätzen sieben und acht von insgesamt 389 Proben.

Etwas überrascht sind die Städtischen Werke Kassel von den Studien-Ergebnissen getroffen worden. Laut Trinkwasserverordnung sind sie nicht verpflichtet, den Urangehalt im Trinkwasser zu testen. Einen offiziellen Grenzwert gibt es nämlich nicht. Die Werke wollen den Urangehalt im Trinkwasser nun aber testen.

Verschiedene Behörden wie das Umweltbundesamt oder das Bundesamt für Strahlenschutz diskutieren schon länger über einen Grenzwert. Zwei Mikrogramm je Liter sind im Gespräch. Genau diese Menge schreibt eine Verordnung vor, wenn Hersteller ihr Mineralwasser mit dem Zusatz "für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet" kennzeichnen wollen.

Demnach wäre das Leitungswasser in Kassel für Babynahrung deutlich zu stark belastet. Zeitweise hielt das Bundesinstitut für Risikobewertung einmal einen Grenzwert von 0,2 Mikrogramm für angemessen, erhöhte ihn dann aber auf 2,0.

Prof. Ewald Schnug, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Bodenkunde, nennt die Zahlen "nicht alarmierend", aber sie verlangten Aufmerksamkeit. "Uran kann man nicht ganz vermeiden", sagt Schnug. Das Schwermetall sei natürlicher Bestandteil der Umwelt und falle je nach geografischer Gegebenheit der Böden mal höher und mal niedriger aus.

So nehme jeder Deutsche durchschnittlich zwischen zwei und vier Mikrogramm Uran pro Tag über Lebensmittel auf. Je nach Verbrauch müsse zu diesem Wert der Gehalt des Trinkwassers hinzugerechnet werden.

Deutlich wird Andreas Eickelkamp, Pressesprecher der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch: "Grundsätzlich ist Wasser ein Lebensmittel, giftige Schwermetalle wie Uran gehören da nicht rein." Schon länger fordere Foodwatch von der Bundesregierung, dass Mineralwasser entsprechend dem Urangehalt gekennzeichnet wird. Das müsse auch für Trinkwasser gelten.


Hintergrund
Uran gefährdet die Gesundheit

Uran ist ein Schwermetall, das in der Umwelt weit verbreitet ist. Spuren sind in vielen Lebensmitteln nachweisbar. Eine mögliche Gefahr für die Gesundheit droht weniger durch Strahlung, sondern durch die Giftigkeit des Schwermetalls. Es reichert sich nach der Einnahme in den Knochen an, kann die Funktion von Nieren, Lunge und Leber stören. Besonders betroffen sind Kinder und immungeschwächte Menschen. Das regelmäßige Trinken von uranhaltigem Wasser kann zu Nierenkrebs führen. Wissenschaftler haben bereits mit Biofiltern experimentiert, die den Urangehalt im Wasser reduzieren. (gör)


Uran im Trinkwasser

Angaben in Mikrogramm je Liter
Auswahl aus 389 Proben

Kulmbach
8,54
Gunzenhausen
8,46
Jena
5,96
Darmstadt
5,81
Gruenstadt
4,21
Kassel
4,15
Frankfurt
2,30
Marburg
0,55
Lohfelden
0,36
Göttingen
0,29
Malsfeld
0,27
Gießen
0,00

Quelle:
Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde Braunschweig


BBU-Wasserrundbrief, 21.9.2007

Radioaktivität im Trinkwasser

 

Natürliche Radioaktivität ist allgegenwärtig und trägt viel zur Strahlenbelastung des Menschen bei. Täglich nehmen wir mit der Nahrung ein bis vier Mikrogramm Uran auf, die Hälfte davon über Getränke und Trinkwasser.

Uran, Radon und Radium kommen ganz natürlich im Trinkwasser vor, vor allem in Mineral- und Heilwässern, die lange im Boden verweilen und aus tiefen Grundwasserschichten stammen, wo sie in Kontakt mit uranhaltigen Gesteinen kommen.

In geringen Mengen scheint die Aufnahme von Uran unbedenklich, erst in größeren Mengen kommt es zu einer gefährlichen Anreicherung in Nieren, Leber, Lunge und Knochenmark oder zu Schädigungen des Erbgutes. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihren empfohlenen Leitwert für die Uranbelastung von Trinkwasser im Jahr 2004 von ehemals 2 Mikrogramm auf 15 Mikrogramm Uran pro Liter Trinkwasser erhöht. Bis zu diesem Grenzwert sei Trink-wasser gesundheitlich unbedenklich.

Die EU hat ihren ihren Mitgliedsstaaten selbst überlassen, wie hoch ihre jeweiligen Grenzwerte sein sollen. Da der Organismus von Kleinkindern weitaus sensibler auf Schadstoffe reagiert, gilt in Deutschland seit Dezember 2006 ein Höchstwert von 2 Mikrogramm pro Liter, wenn das Wasser zur Zubereitung von Babynahrung verwendet wird. Durch diesen niedrigen Grenzwert sollen Babys und Kleinkinder besonders geschützt werden.

ÖKO-TEST hat bereits im Juni 2005 eine Untersuchung über den Urangehalt von 81 Mineralwässern veröffentlicht. 47 Wässer enthielten weniger als 0,5 Mikrogramm Uran/Liter. 22 Produkte wiesen jedoch eine Belastung von mehr als 2 Mikrogramm/ Liter auf. Dem „ÖKO-TEST- Jahrbuch Kleinkinder für 2007“ nach, sind alle fünf getesteten speziellen Babywässer unbedenklich, da der Urangehalt weit unter den vorgeschriebenen 2 Mikrogramm/ Liter bleibt.

Mehr dazu auf der Öko-Test-Mineralwasser-Homepage:
http://www.oekotest.de/cgi/ot/otgs.cgi?doc=35913

- rs -


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.


 

Empfehlung des AK-Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

 

Eltern, die ihre Kleinkinder möglichst gesund ernähren wollen, haben Anlass, sich Gedanken zu machen. Insofern sollten die Wasserwerke in Kassel darüber nachdenken, ob sie die Entnahmetiefe ihrer Brunnen variieren können, so dass Grundwasser mit geringeren Urangehalten gefördert wird. Falls das nicht machbar ist, wäre mittelfristig der Einbau eines "Uranfilters" - wie jetzt in bayerischen Gemeinden vorgesehen - zu diskutieren.

Auf jeden Fall sollte der Trend beobachtet werden. Steigt der Urangehalt an, bleibt er gleich, geht er zurück. Gibt es Periodizitäten? Mit was hängen mögliche Schwankungen eventuell zusammen? Gibt die Auswertung der Zeitreihen Indizien, dass man zu bestimmten Jahreszeiten bestimmte Brunnen mit niedriger Fördermenge fahren kann, um den Urangehalt im Mischwasser zu reduzieren. (Alles sogenannte "betriebliche Maßnahmen".)

Es gilt das Minimierungsgebot der Trinkwasserverordnung. Was mit vertretbarem Aufwand reduziert werden kann, sollte auch reduziert werden. Kriterium hierfür sind allerdings nur die "allgemein anerkannten Regeln der Technik" und nicht der weitergehendere Stand der Technik. Die vorgeschlagenen "betrieblichen Maßnahmen" können allerdings unter die a.a.R.d.T. subsummiert werden. Ein "Uranfilter" wäre bereits Stand der Technik.