Verein zur Erhaltung und Nutzung des Messinghofs e.V.
Fuldatalstraße 228
34125 Kassel

18.9.1997
 

Hochschulverwaltung
Herr Brinckmann
Herr Haf
Frau Andres-Müller
Herr Sausmikat
Herr Schröder
Mönchebergstraße 19
34109 Kassel

Außerdem:
Freies Radio Kassel
HNA
Bauwagenplatz K18
Bauwagenplatz Hotz-N-Plotz
 

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns an Sie, weil wir über die Entwicklung bezüglich der Bauwagenplätze Hotz-N-Plotz und K18 besorgt sind und sehen uns genötigt, eine Stellungnahme abzugeben.

Wir sehen einige Parallelen in der Geschichte des Messinghof-Projekts und den selbstverwalteten Bauwagenplätzen. Das Messinghof-Projekt, das die Schaffung selbstverwalteten Wohnraums mit einem soziokulturellen Zentrum zum Ziel hatte, wurde vielerorts begrüßt und unterstützt, wir haben dabei auch mit einigen Initiativen und Fachbereichen der GhK zusammengearbeitet (FB 04, 07, 12/13). Obwohl die BewohnerInnen ein aus Mietverträgen stammendes Nutzungsrecht hatten, wurden sie trotz ungeklärter Besitzverhältnisse polizeilich geräumt. Wie Sie sicherlich zur Kenntnis nehmen, steht der Messinghof nun leer; eine Nutzung ist nicht abzusehen.

Für die Bauwagenplätzen befürchten wir ein ähnliches Schicksal. Wieder soll die ohnehin kärgliche Landschaft der selbstverwalteten Projekte beschnitten werden. Wieder wird verkannt, daß die Projekte lange Zeit geduldet wurden (und in ihren Anfängen gar auf Verhandlungen mit der GhK zurückgehen!). Wieder wird eine Verantwortung für solche Projekte geleugnet. Und wieder soll ein belebtes, öffentlich akzeptiertes Projekt einer nicht-öffentlichen Nutzung weichen: Statt des Wagenplatzes K18 sollen eine Kompost- und Häckselfläche und Lehrgärten entstehen; Nutzungen, die auch andernorts realisiert werden können.

Gerade die GhK wäre am ehesten in der Lage, den Bauwagenplätzen als selbstverwalteten Wohnprojekten eine Chance zu geben und ihre Zukunft zu sichern, steht sie doch nicht unter dem kapitalistischen Verwertungsdruck, dem das Messinghof-Projekt zum Opfer fiel. Die Plätze könnten beispielsweise als interdisziplinäre Projekte oder über studentische Gremien legalisiert weiter existieren.

In diesem Zusammenhang möchten wir daran erinnern, daß die GhK schon einmal, 1981, ein selbstverwaltetes Wohnprojekt verhindert hat: Die Umnutzung des Kolben-Seeger-Gebäudes in der Gottschalkstraße. Der zur Realisierung gegründete Verein, der aus einer Projektgruppe des FB 12 hervorging, befand sich in weit gediehenen Kaufverhandlungen mit der Erbengemeinschaft aus Hannover. Plötzlich signalisierte die GhK Interesse; Regierungsdirektor Schröder aber wiegelte ab: Er kündigte an, die GhK werde dem Verein nicht zuvorkommen. Doch es kam anders; die GhK kaufte, der Verein konnte das Projekt nicht mehr realisieren.

Wir dringen darauf, daß sich die GhK nicht in den kasseler mainstream der Aufweichung und Zerstörung selbstverwalteter Projekte (Messinghof, Frauenhaus etc.) einreiht und den BewohnerInnen das Leben auf den von ihnen seit Jahren bewohnten Geländen ermöglicht.

Für den Verein
Diana Engel