Redebeitrag vom Wagenplatz K 18
zur Demo »Statt
Verwaltung selbst verwalten« am 26.10.1996
Der Wagenplatz K 18 liegt in der Nordstadt,
gegenüber der Mensa zwischen Gottschalk und Ahna. Das Gelände
gehört der GhK , außerdem wird es von Töpferinnen &
Töpfern der HBK genutzt; es gibt einen Parkplatz, Versuchsgärten
des FB 13, zwei Leichtbauhallen mit Uniräumen und die beiden alten
Fabrikgebäude K18 und K19.
Wir sind sieben Frauen und acht Männer,
die in Bau- und Zirkuswägen wohnen, die wir uns selber ausgebaut haben.
Darüber hinaus haben wir drei Küchenwägen.
Bei uns gibt es: Einen Generator, drei Holzschuppen, eine Freiluftdusche, ein Hochklo, drei Hühner und sechs Hahnenfüße, vier Kaninchen, zwei Katzen und einen Hund, Gaskühlschränke und ein Erdloch, neun Solarzellen, sieben Regentonnen, zwei Hängematten; Wasser & Schlamm, wunderschöne Eiszapfen und hartnäckige Brombeerranken, viel Arbeit und Spaß. Im Winter riecht es bei uns nach Kohle und im Sommer nach Landleben und Idylle.
So, und jetzt mal ganz im Ernst:
Wir leben hier nicht nur, weil das Wagenwohnen
so romantisch ist, sondern weil dies die Wohnform ist, die unseren Vorstellungen
vom Zusammenleben am meisten entspricht. Wir leben in einer großen
Gruppe, haben aber mehr Rückzugsmöglichkeiten als in herkömmlichen
Wohnformen. Große Teile der Alltagsbewältigung laufen gemeinsam.
Verbindlichkeiten haben keinen Zwangscharakter, entstehen aber: sowohl
von Person zu Person als auch in der Gruppe. Es gibt eine Struktur des
gemeinschaftlichen Lebens, so z.B. ein regelmäßiges Plenum,
auf dem nach Konsensprinzip entschieden wird. Diese Struktur ist in den
acht Jahren seit Bestehen des Platzes gewachsen und erprobt worden. Es
ist eine Qualität des Modells Wagenplatz, daß es eine Kontinuität
gibt, die über eine personelle Dauerhaftigkeit hinaus besteht.
Der Platz hatte fast von Anfang an keinen legalen Status. In den ersten vier Jahren gab es des öfteren Räumungsaufforderungen, denen aber nicht Folge geleistet wurde. Außerdem wurde uns von Seiten der GhK der Zugang zu Wasser, Sanitär und Strom die ganze Zeit über verwehrt. Wir machen Licht mit Kerzen und funzeligem Solarstrom. Wasser zum Kochen und Waschen muß in Kanistern geholt werden.
Jetzt, nach vier Jahren relativer Ruhe
seitens der GhK, steht die Zukunft des Wagenplatzes wieder in Frage. Es
verdichten sich Gerüchte über eine Freiflächenplanung für
dieses Gelände, bei der der Wagenplatz nicht berücksichtigt wird.
Nicht das erste mal negiert die Univerwaltung das Bestehen des Wagenplatzes:
U.a. sollten hier schon mal eine studentische Liegewiese oder auch mal
eine Kita entstehen. Wir haben nichts gegen eine Kita, einen Park oder
eine Liegewiese, wollen uns aber auch nicht gegen irgendwelche mehr oder
minder sozialen Nutzungen ausspielen lassen.
Neu an der jetzigen Situation ist, daß
die Hochschulspitze dem AStA gegenüber Verhandlungsbereitschaft signalisiert
hat und uns quasi aufgefordert hat, ein Legalisierungskonzept einzureichen.
Der momentane Umgang mit der Grünplanung vermittelt uns zwar einen
ganz anderen Eindruck, trotzdem haben wir ein Konzeptpapier erarbeitet.
Seit dem 8. Oktober warten wir auf eine Reaktion.
Wir fordern:
- Direkte Verhandlungen mit uns!
- Wir wollen über Planungen, die
uns betreffen, informiert und daran beteiligt werden!
- Und natürlich: Ein langfristiges
Bleiberecht!